I draw peace - Kinder malen Frieden

3 Frauen und drei Mädchen vor einer Pinwand mit Bildern
Bildrechte ChristusircheSelb

In einem bewegenden Vortrag berichtete Yulia Slipich bei der Vernissage zur Ausstellung "I draw Peace" über die Entstehung ihres Projekts: Bis zum 24. Februar 2022 arbeiteten sie und ihr Mann an der Kunstschule Kherson, im Süden der Ukraine. Sie untrerichteten Kinder im Alter zwischen 5 und 18 Jahren.

Sie betreuten rund 800 Schüler, der Unterricht fand sieben Tage die Woche von 12 bis 22 Uhr statt. Die Schule verfügte auch über eine eigene Galerie (Der blaue Kater) und knüpfte reiche Kontakte ins Ausland. Die Galerie ist den Bomben zum Opfer gefallen, ebenso wie die darin gelagerten Kunstwerke.

Als der Krieg begann, mussten die Slipichs ihren Heim und die Schule verlassen, genauso wie viele von ihren Schülern. Zunächst in den Westen der Ukraine, wo sie bei der Kinderbetreuung halfen. Anschließend reisten sie weiter nach Tschechien, wo sie Zuflucht fanden in der evangelischen Gemeinde in Přeštice, dessen aktive Mitglieder sie wurden. Hier haben sie den Unterricht an der Schule für 500 Schüler wieder aufgenommen, die nun am Online-Unterricht teilnehmen. Nur so kann der Unterricht fortgesetzt werden. Das Ehepaar Slipich koordiniert die Arbeit der Lehrkräfte, führt Interviews mit Schülern und bewertet ihre Arbeit unter vorläufigen Bedingungen.

Als Russlands Überfall über die Ukraine hereinbrach, dachten sie noch, das ginge schnell vorüber: "Wir waren naiv! Wir dachten, in ein paar Wochen ist das vorbei. Deshalb haben wir die Kinder aufgefordert, ein Bild zu malen und an uns zu senden. Einsendeschluss sollte der 22. April sein. Danach wollten wir eine große Ausstellung machen." Vorgabe war, dass das Bild auf einer ukrainischen Flagge basieren sollte und Motive enthält, die zum Thema "Frieden" passen.

Für Schüler und Studenten dieser Online-Schule ist die Möglichkeit, ein Studium der Bildenden Künste fortzusetzen, nicht nur für ihre Kunstausbildung, sondern auch für ihr Leben von wesentlicher Bedeutung – es handelt sich um eine Form der Kunsttherapie, die Möglichkeit, traumatische Erfahrungen zu verarbeiten, die die überwiegende Mehrheit von ihnen erlebt sie haben durchgemacht. Die meisten von ihnen leben verstreut über Europa und Übersee, viele von ihnen leben in der Ukraine, wo Kinder oft aus Angst vor Bombenangriffen leben und nur dann Anschluss finden können, wenn der Strom funktioniert. Dasselbe gilt auch für ihre Lehrer. Für viele ist es ein großes Trauma, gezwungen zu sein, das Land an einen fremden Ort zu verlassen, wo sie keine Freunde haben und nicht in dem gewohnten Bildungssystem weitermachen können. Die Möglichkeit kreativer Tätigkeit ist für sie in gewisser Weise eine Erlösung.

Immer wieder stehen der Künstlerin die Tränen in den Augen, wenn sie davon berichtet, wie die Kinder malen und vom Frieden träumen. Wie sie die Umgebung ihres Hauses zeichnen, die doch in Schutt und Asche liegt. Wie wichtig die Familie für sie ist, die gerade vom Krieg zerrissen wurde.

Tränen kommen vor allem den ukrainischen Menschen in der Kirche, als ein kleiner Chor am Anfang und zum Schluss ukrainische Lieder singt, ein Stückchen heimat und trauter Kultur in der Fremde des Exils.

Pfarrer Johannes Herold erinnert an die Jahreslosung des vergangenen Jahres 2023: Du bist ein Gott, der mich sieht. Er verbindet dieses Sehen Gottes mit dem Trost, der darin steckt - aber auch mit dem Auftrag an uns Menschen, in all den Krisen trotzdem hinzuschauen und das Leid der Menschen zu sehen, die vor dem Krieg fliehen mussten, deren Heimat zerstört ist. "Ihr seid nicht allein mit eurem Leid, wir sehen euch." Das zu auszudrücken, war für ihn ein wichtiges Motiv, diese Ausstellung zu zeigen.

Als sich die Durchführung der Ausstellung in Selb abzeichnete, erklärte sich der Verein Zuflucht in Selb e.V. nicht nur bereit, sie finanziell zu unterstützen - die ehrenamtlichen Helfer fanden auch drei Kinder, die selbst Bilder malten - ebenfalls aus der ukraine geflüchtet. Mit ihnen und ihren Werken sieht man Prof. Yulia Slipich auf dem Artikelbild.

Die Ausstellung ist noch bis zum 21. Februar in der Christuskirche zu besichtigen, zwischen 8 und 16:30 ist die Kirche täglich geöffnet.

 


 

weiße Vögel vor blauem Himmel über Kornfeld Gelbe Vögel vor hellblauem Himmel über Sonnenblumen Worte Frieden und Nein zum Krieg in verschiedenen Sprachen Figuren in den Farben der Ukraine 2 Friedenstauben mit Herz aus Getreide Zerrissene Familie, Mutter mit Kindern und Vater getrennt Gelbe Kornähren vor dunkelblauem Himmel Lebensbaum aus Sonnenblumen als Symbol für die Familie 3 Figuren in ukrainischer Flagge Kinder tragen die kyrillischen Buchstaben des Worte Mir - Frieden